Sonntag, 27. August 2017

Gedankenkarusselvernebelungen

So Gedankenrotationsstürme haben durchaus die Möglichkeit, meinen Körperhaushalt  völlig aus den Schuhen zu schiessen. Einmal innerlich hochdrehen, während ich noch erfolglos Stop hinterherbrülle, und dann ungeachtet meiner brüllenden Unmutsbezeugung dennoch genötigt werde, vom gemütlichen 70er Ruhepuls mit Anlauf auf die 120 zu springen und dann fröhlich im Kreise in Rage denkenunddenkenunddenken. Das denkt sich so schnell, dass ich nichtmal mit der inhaltlichen Erfassung hinterherkomme und auch das sinnlose Dauerschreiben hat sich bereits verabschiedet. Ich kann halt kein Steno, sonst würds wohl noch gehen. Nicht selten denken sich die Gedanken von selber, ich habe keinerlei Mitbestimmungsrecht, geschweige denn Handhabe, da jetzt mal einen Riegel vorzuschieben oder irgendetwas irgendwohin zu ordnen. Es denkt mich, ob ich will oder nicht, Und mir schwindelt. Und ich werde wütig, und manchmal wird mir auch einfach schlecht. Beides vielleicht auch vor allem ob der Tatsache, dass irgendwer sonst die Zügel in der Hand zu halten scheint, weil mir keiner dieser Gedanken in irgendeiner Form gehorchen will. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird das sehr wohl ein Teil von mir sein – das Arsch hat sich aber ganz schon versteckt und abgeschottet und dreht da jetzt mal sein Ding. Dann bin ich wieder mal eine Gefangene meiner selbst, die keinen Plan hat, wie die Situation aufzulösen ist, außer dem von außen gesetzten Eingriff in irgendwelche synaptischen Vorgänge. Danach ist es zumindest ein wenig möglich, überhaupt mal ein kleines bisschen Ruhe zu finden, von innerer Ruhe, geschweige den Ausgeglichenheit jedoch keinerlei Rede. Und immerhin so ein klein wenig erträglichere, leisere Außenlebensgeräusche in Dauerbrüllschleife gibt es auch - die kreischen und brüllen halt sonst auch alles in mich rein, als wollte nur jedwedes Geräusch bitte danke als allerwichtigstes wahrgenommen werden..

Funktionieren gelingt weitestgehend – zumindest an manchen Stellen. Funktionieren ist allerdings auch das, was ich all die ganzen Jahre meinens Aufwachsens sowas von gelernt habe.  Allerdings auch hier momentan nur durch unterstützende Beeinflussung von Synapsen. (Sieht ja erfreulicherweise kaum einer, höchstens der, der etwas genauer guckt und Ahnung von der Materie hat). Viele normalerweise ruhebringende Möglichkeiten sind längst verloren, Lesen gelingt überhaupt nicht mehr, in der Badewanne hält es mich etwa 3 Minuten und beim Durchschauen durch einen Katalog schaff ich nicht mal ein Viertel. Und wenn ich gefragt würde, ob darin denn als erstes Küchen, Schlafzimmer- oder Wohnzimmermöbel kämen, müsste ich ehrlich gesagt passen : ich habe keine Ahnung.

Ich bin also derzeit – mal wieder – durchdrungener von NebeL als irgendwas anderem und habe sowas von die Schnauze voll, wieder einmal nach lichtvollen Ausgängen aus der ganzen Suppe zu suchen.

Bleibt mir aber wohl nix übrig.

Mittwoch, 23. August 2017

Verlieren

Ich esse nicht. Und schlafe kaum - oder bescheiden. Ich stecke alle Kraft und Energie ins Funktionieren, in meinen Job, in die Begleitung der etwas hilflos zurückgelassenen Mutter, in die Bürokratie, in die Kinder, in die Familie. In die Aufrechterhaltung der grundlegenden Dinge. Und eigentlich ist beim letzten Punkt, der ja vor all den anderen steht, schon nahezu alle Energie aufgebraucht, die ich habe (dabei erledige ich den Teil des Jobs nicht mal gut). In Ermangelung irgendwelcher Alternativen jedoch stehe ich auf und mache weiter. Gebe das Innen irgendwo ab, lasse das Außen regieren, und das macht weiter. Und weiter. Und der Rest verliert sich im Dunkel.

Zurück - Dankbarkeit

Mehr als zwölf Jahre ist das große Kind bei uns. Zwölf Jahre. Die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte sie bisher mit uns. Und begann nach und nach, die Welt zu entdecken. In kleinen, sich langsam ausdehnenden Kreisen.
Die erste Fahrt weit fort von uns war eine Klassenreise nach England inklusive eines Besuches in London in diesem Juni. Kurz vorher - Terror in der Hauptstadt. Bedenken in den Kreisen der Klasse, Bedenken auch bei uns. Natürlich fuhr sie dennoch einen Tag nach London. Sie soll doch die Welt entdecken! Sich nicht verstecken vor dem, was sein könnte. Immer und überall. Dennoch war ich froh, als sie nach knapp einer Woche wohlbehalten zurück war.
Nun war sie mit der Familie ihrer Freundin fort. Drei Wochen in Nordspanien, ich sah sie zuletzt am 2. August. Letzte Woche dann ein Anruf von ihr:
"Sag Mama, hier war ein Terroranschlag, aber uns geht es gut" sagte sie zu ihrer Schwester, weil ich gerade Auto fuhr. "Alles klar, ich gehe eben in die Apotheke" - es war kurz vor Ladenschluss - "grüß schön" sprach ich zum kleineren Kind. Und erst in der Apotheke kam in meinem Gehirn überhaupt an, was die Große mir gerade hatte ausrichten lassen.
Barcelona. Sie war in Barcelona. 
Ohne ein "Guten Tag" fragte ich die Apothekerinnen, ob ihnen etwas bekannt sei von einem Terroranschlag in Barcelona. Und die Damen schauten nach einer ersten Verwunderung ob dieser Frage ins Internet. Terror in Barcelona.
Meinem Kind ging es gut. Sie saß zum Zeitpunkt des Telefonates in einem fastfood Restaurant und freute sich mit ihrer Freundin, die unter Zöliakie leidet, dass es dort glutenfreie Burger gibt. Und sie hörten permanent Sirenen. 
Den Rest des Abends verbrachten sie damit, aus Barcelona heraus zu gelangen. Und wir verbrachten den Rest des Abends vor dem Fernseher. Einerseits krank vor Sorge. Andererseits entrückt in die Unwirklichkeit, gleichzeitig stets Nachrichten mit dem Kind austauschend. Irgendwo mitten in all diesen Straßensperren stand das Kind, das die meiste Zeit seines Lebens mit uns verbracht hatte und nun weit, weit weg war, an einem Ort, wo der Terror noch nicht gebannt schien. Und wir Eltern waren nicht mal bei ihr. Gegen Mitternacht eine Nachricht, dass sie im 1 1/2 Stunden entfernten Urlaubsort angekommen seien. Durchatmen.
Seit soeben ist sie wieder daheim. 
Sie hatten eine kleine Bootsfahrt gemacht an diesem Tag. Und liefen weniger als eine Stunde vor dem Attentat über eben dieses Stück der LasRamblas. Weniger als sechzig Minuten. 
Dankbar.
Und getroffen.
Und ohnmächtig.


Sie ist da, wo sie nun sein sollte. Gesund und wohlbehalten hier bei uns. 
Und sie wird weiter hinausziehen in die Welt, egal wie erschüttert ich auch bin. Ich kann sie nicht festhalten. Ich kann sie nicht beschützen vor der Welt - und will es eigentlich auch gar nicht, weil sie doch lernen muss, in ebendieser zu leben.
Und dennoch ist da neben dieser unendlichen Dankbarkeit eine fast ebenso große lähmende Betroffenheit. 

Dienstag, 22. August 2017

Nienienie

Hier ist nie Ruhe. Nie. Es existiert derzeit in meinem Leben kein einziger klitzekleiner Rückzugsort. Weder mein Zuhause, noch meine Wohnung - da ist nicht mal ein klitzekleines verborgenes Zimmer für mich. Das ist scheisse. Oberscheisse. Egal wo ich hingehe - mein Leben ist nur funktionieren. Überall will jeder ganz genau nur das von mir. Ich habe nicht mal eine Chance, irgendwo nicht zu funktionieren, irgendwo Ruhe zu finden. Ich bin verdammtnochmal echt am Arsch. Das Leben kann mich mal.




Ich beantrage Asyl, damit mich zumindest zeitweise keiner der hier lebenden Familienmitglieder findet. Couch und Decke reichen bittedanke.

Sonntag, 20. August 2017

Es rattert.

Die Welt ist zu laut. Ständig. Als hätte jemand den Lautstärkeregler nah seines Anschlages gedreht und dort eingefroren. Es ist zu hell, alles, nur wenn es bereits dunkel geworden ist, findet der Sehsinn ein wenig Entspannung - bis das Licht angeht. Bewegungen erscheinen mir viel zu schnell, (Mit)Autofahren ist eine Qual, weil meine Wahrnehmung gar nicht so schnell hinterherkommt, wie die Welt an mir vorbeifliegt. Schließe ich die Augen, fühle ich ebendies, ohne jedoch die  Bilder dazu wahrzunehmen - das Auto bewegt mich, aber das Körpergefühl kann dieser Bewegung nicht schnell genug folgen. Alle Sinne spielen mir einen Streich. Nichts ist mehr passend, die Wahrnehmung ist überfordert und ver-rückt - überall. Es gelingt mir nicht, zu filtern, damit alles sich wieder auf ein erträgliches Maß reduzieren lässt.
Mein Innen scheint - auch wenn mein Körper mal schläft - stets wach und sendet nonstop Bilder Bilder, Bilder. Kein Stillstand. Wenn ich schlafe, wache ich genauso fertig und erschöpft auf, wie ich auch eingeschlafen bin. 
Ich atme und habe stets das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. Alles ist mir schwer. 
In mir rattert es permament, ein Geratter wie es durch das Bedienen einer dieser ganz alten Schreibmaschinen verursacht wird. Laut und durchdringend. In einer Tour - und ich habe fast keinen Einfluß darauf. Lediglich wenn ich etwas tue, körperlich, mit meinen Händen. Nähen, Möbel bauen. Immer machenmachenmachen. Irgendwann aber ist das Machen aufgebraucht, ich komplett durchgeschwitzt und körperlich einfach fertig, und dann lässt es sich wiederum nicht stoppen. Und rattert und rattert und rattert.

Dekompensationsmaßnahmen

Maßnahmen gegen drohende psychiatrische Dekompensation können durchaus kreative Ergebnisse haben.


So das Einschulungskleid für die Tochter der langjährigen Freundin. Muss nun nur noch passen.

Montag, 14. August 2017

Grad so


Sich entordnendes intrinsisches Gedankentum steht im Kontrast zur äußeren Fassade. Innen und Außen entfernen sich voneinander und die inneren, nicht verbalisierbaren sondern nur der Verschriftlichung zugänglichen Gedanken entwickeln eine Eigendynamik, die das Außen nach und nach zu lähmen vermag. Es fühlt sich nicht mehr an wie von Einem gesteuert - mein Außen und Innen grenzen sich voneinander ab und werden eigenständig, nicht mehr zwei Seiten von einem sondern einfach zwei.
Deren Coexistenz wechselt in der Verhaltensweise zwischen einander entgegensetztem Kampf und zeitweiliger Führungsübernahme. Wenn das Außen die Führung greifen kann, dämmt es das Innen ein, die Entordnung wird gelenkt und in ihre Schranken verwiesen. Fällt jedoch die Notwendigkeit weg, dem Fassadentum die Führung zu überlassen, beginnt das Innen an den Ufern zu lecken und lässt den Gedankenfluss sich ausbreiten ins Uferlose - bis das Außen wieder in der Lage ist (oder die Notwendigkeit, funktionieren zu müssen besteht), Einhalt zu gebieten.
Und mittendrin kraftlos ein Ich, das nicht mehr weiß, welchem Teil es nähersteht. Ein Ich, das nicht mehr weiß, woher es all die Kraft nehmen soll, sowohl die inneren Kämpfe, deren Kontrollmöglichkeiten durch es zumindest auf einer Seite nur noch minimal zu sein scheinen, auszuhalten, als auch immer wieder dem Außen alles erdenklich Mögliche zuzuspielen, weil so unglaublich viele Verantwortlichkeiten in seiner Hand liegen. Ein Ich, das von weiter fort dieses Durcheinander betrachtet und eigentlich nur ein wenig Ruhe möchte.

Sonntag, 13. August 2017

Nichts

Drückende Gedankenschwere in der Düsternis, angefüllt mit aneinandergereihten Siinnlosigkeiten, die mit wenig Bezug das Bewustsein durchstreifen ohne etwas zu bewegen ausser sich selbst. Sie erlauben keinen Zugriff auf Stille, keine Möglichkeit, einzutauchen in die Ruhe, die ein Stück weit Erholung bringen könnte. Stets ist in mir steuerungresistente innere Rastlosigkeit, die Kraft raubend sich ausbreitet. Ich bin erschöpft. Und wenn sich Raum auftut, in irgendeiner Form in Ansätzen überhaupt nach Wegen suchen zu können, so zeigt sich das absolute innere Dilemma, keine Chance zu haben, mch zu kümmern. Denn auch wenn ich weiß, was gerade wichtig wäre, bin ich gefangen im System der Verantwortlichkeiten in erster Linie für Andere. Gefangene in der Schleife der erwarteten Funktionalität des eigenen Seins, gefangen nicht zuletzt in der Schleife der Inszenierung des eigenen Selbst. Und so kriechen Rastlosigkeit und Schwere einerseits, Leere und Verzweiflung andererseits in jeden Teil meiner Hülle, weil ihnen das geistige Sein nicht mehr reicht und schmerzen körperlich. Die Glieder sind schwer, und ich habe Mühe sie zu halten. Selbst das Offenhalten der Augen verbraucht mehr Energie, als ich glaube zu haben. Ich gleite tiefer hinab in die Dunkelheit ohne notwendige Ruhe zu finden, ohne Möglichkeiten, Kraft zu tanken, da selbst die Dinge, die das Potential besäßen, mir ein Stück weiterzuhelfen, derartig viel Energie und Kraftaufwand erfordern, dass der Nutzen letzlich fast negativer Natur ist. Da ist nicht mal Raum zu trauern, weil alles in mir bereits angefüllt ist mit der bloßen Bewältigung der alltäglichen Grundlegenheiten. Ich verliere mich selber und bin nicht in der Lage, mich zu halten auf Dauer. Ich weiss, dass ich so nicht lange mehr weitermachen kann. Alternativen jedoch sehe ich nicht, Ideen habe ich keine und versinke so resigniert und kraftlos im NebeL. Bis der Alltag ein weiteres Funktionieren erfordert und ich weitermache. Unterm Strich bin ich derzeit zu angefüllt mit der Notwendigkeit, für Andere zu funktionieren und dabei selber überhaupt zu überleben, dass für mich nichts weiter mehr übrig bleibt als nichts.

Donnerstag, 10. August 2017

Vorabend

Es ist der Vorabend der Bestattung meines Vaters.
Ich sitze in der Nähe der Kieler Förde bei milden Temperaturen mitten in der Nacht auf dem Balkon. Wir sind zu neunt angereist. Die Schwesterfamilie mit einem Kind und wir mit einem Kind sowie zwei Tanten. Die beiden anderen Kinder sind in den Ferien mit Freunden und haben selber so entschieden. Wir mussten ein paar Hundert Kilometer hierher fahren. 
Kurz vor seinem Tod sprach ich es offensiv an, das Thema der Bestattung und erzählte, dass es die Möglichkeit gäbe, an einem seiner Herzensorte eine Seebestattung durchzuführen. Er war gleich einverstanden und zufrieden genau damit. Es war rund, auch weil seine Frau, meine Mutter, gleich ebenso sagte, dass sie sich genau dasselbe für sich wünsche. 
Keiner von uns ahnte, dass er zwei Tage nach diesem Gespäch bereits tot sein würde.
Kurz vorher wusste er es möglicherweise. Aber er war ein tapferer  Mann, der das meiste für sich selber trug.
Ich erwähnte bereits, dass ich genau weiss, dass er stolz war auf mich. Und genau dies hörte ich heute nochmal ganz konkret von der Schwester, der er dezidiert sagte,was ich bereits in ihm gelesen hatte, zwischen den Zeilen spürte und mir aus konkreten Momenten zusamenfühlte.
Es ist besonders, zu wissen, wie stolz ein Elternteil, ein gewähltes Elternteil war und vielleicht auch ist. Ein Elternteil, das mich jahrelang von außen durch dunkelste Zeiten geleitete, wenn ich es denn zuließ, ein Elternteil, das immer da war, wenn ich es einforderte, ein Elternteil, das in die Rolle des Vaters hininwuchs, auch wenn es gar nicht mein Vater war. Er war ein besonderer Mensch - so wie ich glaube, dass ein jeder ein so besonderer Mensch sein kann. Aber er war ein besonderer Mensch für mich. Mit all seinen Macken und Fehlern, aber eben auch mit all seiner Liebe, Wertschätzung und Loyalität, die nur ein Vater seinen Kindern entgegenbringen kann. Mir hat er ebendies entgegengebracht und dafür bin ich sehr dankbar.
Morgen werden wir mit dem Schiff hinausfahren auf die Kieler Förde und ihn an einem seiner Herzensplätze gehen lassen. Aber in meinem Herzen wird er bleiben voller Dankbarkeit und voller Wundersamkeit über all das, was er war, ist und bleibt.

Sonntag, 6. August 2017

WMDEDGT - August 2017

Frau Brüllen fragt an jedem fünften des Monats: "Was Machst Du Eigentlich Den Ganzen Tag?"

Ich wache um acht Uhr herum, 10 Minuten vor dem Weckerklingeln, auf. Neben mir schlummern HerrNebeL und das kleinere Kindelein. Ich beschliesse, mich auch nochmal anzukuscheln und die zehn Minuten auszukosten. Ein blöder Fehler, weil ich nochmal richtig einschlafe und zum Weckerklingeln dann viel zu müde zum Aufstehen bin... Ich stehe dennoch auf und mache Kaffee. Die Wecker Wiederholung lasse ich an - damit auch die beiden anderen wachwerden - denn keiner reagiert wirklich auf meine Weckversuche. Selbst auf die Aussage zum kleineren Kindelein, dass sie nun sofort ein Eis essen könne, weil ich den Kühlschrank abtauen muss, kommt kein verlässliches Aufwachen. Lediglich ein halbwaches Nicken.... Gegen neun stehen die beiden dann doch auf. Zwischenzeitlich fange ich mit dem Abtauen des Kühlschrankes an - heute steht am Vormittag die Endreinigung des seit drei Wochen bewohnten Ferienhauses an. Ganz sicherlich niemals etwas, worum ich mich reisse - aber meist ergibt es sich, dass die Vermieter keine Endreinigung anbieten - und so müssen wir dann eben... Der Vormittag zieht ich hin mit Abtauen, Staubwischen, Staubsaugen, Böden wischen, Auto und Anhänger packen, weiter putzen, duschen, Reste einpacken und Bad putzen. Mit so einer unglaublich nervigen glasklaren Duschabtrennung, auf der man jede Schliere sieht.... Irgendwann dazwischen kommt eine Nachricht vom grösseren Kindelein, dass sie mit der Freundinfamilie nun aus Lyon weiterfährt nach Nordspanien, wo sie sie nächsten 2 Wochen verbringen wird. 
Gegen Mittag fahren wir - mit wirklich wenig Benzin im Tank los. Leider vergass ich, dass wir mit dem Anhänger einen Umweg über eine andere Brücke, die über eine Gracht führt, nehmen müssen und noch deutlich mehr Kilometer bis zur Tankstelle zurückzulegen sind als die eigentlichen zwei Kilometer. Aber alles geht gut. Nach dem Tanken fahren wir nochmal an den Strand und holen das verpasste Frühstück am Strandpavillion in der knalligen Sonne nach. 


 
Erst gegen vier Uhr nachmittags fahren wir nach ein paar Schritten am Strand und langen Blicken in die Wellen los nach Hause. Es gibt seit vielen Jahren obligatorsche Kinderfotos - entweder zum Strand hin oder zurück laufend von hinten. Das entstand 2006, als wir das große Mädchen zum ersten Mal mit einem Entenrucksack voller Sandspielzeug auf dem Rücken, gerade laufen könnend, fotografierten und das Motiv  alles so wunderbar fanden. Es folgten viele weitere, die meisten davon zierten den jeweiligen Jahreskalender. Und so knippse ich auch heute schnell noch ein solches - zumindest von einem Kind - mit dem Handy, weil ich gar nicht weiss, ob der fotografierende HerrNebeL (so mit Spegelrelex und so) dieses Jahre eines gemacht hat. Und als ich mir das Foto ansehe, fällt mir auf, dass das kleine Kindelein so gar kein kleines Kindelein mehr ist...



Ein wirklicher Lichtblick zu unseren sonstigen Jahresurlaubsreisen ist die deutlich kürzere Fahrt... Nur  etwa 310 km trennen uns von daheim. Kurz hinter der Grenze machen wir einen kleinen Kaffee und Getränke Stopp beim goldenen M und das Kindelein darf sich über ein pinkes Aktionsglas freuen - es war das allerletzte und da mich der Kuchen so anlacht (das "Frühstück" war ein herzhafter Speckpfannekuchen gewesen) gibts im Mc Cafe zum Kaffee Kuchen für mich und das Glas für sie dazu. Gegen zwanzig Uhr (wir fahren mit Anhänger und haben somit eine entspannte Reisegeschwindigkeit) parken wir auf dem hiesigen Supermarktparkplatz. Das Kindelein geht schonmal zu Fuss heim, während ich einkaufe (und das geplante Abendessen vergesse zu kaufen) und Herr NebeL Auto und Anhänger bewacht. In Wahrheit war er vermutlich nur zu faul zum Einkaufen. Ich mache mir nämlich gar keine Sorgen um unseren Anhänger. Nach der Ankunft zu Hause begrüssen wir erst meine Mutter und laden danach das Auto aus. Wir quatschen ein wenig, ich lasse mir vom Kindelein immer wieder den Spielstand des BVB-FCB Fußballspiels durchgeben und Herr NebeL bringt den von einem Bekannten geliehenen Anhänger zurück.
Die zweite Halbzeit schaue ich in unserer Wohnung, während das Kindelein in der Zwischenzeit die angekommenen Pakete auspackt. Dummerweise vergaß ich, dass ein Weihnachtsgeshenk für sie dabei ist. Irgendwie scheint das Gedächtnis gerade etwas löchrig... So freut sie sich und verspricht, das Gesehene natürlich schnell wieder zu vergessen. Ich ärgere mich über den unglücklichen Ausgang des Supercups für den BVB und beginne, alle Betten zu beziehen. Das große Kind schickt dann irgendwann eine Whatsapp, dass sie am Ferienhaus in Spanien angekommen ist. Ich sichte noch die angefallene Post, schüttele den Kopf über einen Brief der Krankenkasse des Vaters, die sich sehr darüber freuen, dass ich den Vater pflege. Verfasst wurde das Schreiben erst nach seinem Tod, der dem Unternehmen auch schon beaknnt war. Aber nu, Bürokratiemühlen eben.... Dann tippe ich den Tagebucheintrag und werde gleich noch unter die Dusche verschwinden, während HerrNebeL das Kind ins Bett bringt. Ich vermute gegen eins werde ich fertig sein, um ins Bett zu gehen und auf einen langen, erholsamen Schlaf hoffen. Ich fürchte jedoch, dass das, was in den letzen Wochen Urlaub nicht funktioniert hat, auch hier nicht wirklich besser werden wird. Vielleicht, wenn ich nach drei Tagen Arbeit wieder ans Meer fahre - diesmal an die Ostsee - und die Seebestattung des Vaters dann am Wochenende hinter uns liegen wird. Vielleicht schlafe ich dann wieder. 

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Mittwoch, 2. August 2017

Morgentour

Nach einer neuerlichen recht schlaflosen Nacht, die bereits um halb fünf endete, schwang ich mich um sechs aufs Fahrrad und radelte hinaus aus dem hiesigen Örtchen in Nordholland. Zwischen den Wolken liess sich kurz darauf die gerade aufgegangene Sonne blicken. 

Ich visierte den ein oder anderen Geocache in der Nähe an, traf dabei auf einige Arbeiter  und manchen Radfahrer. Sonst begegneten mir vorwiegend Schafe, die frech ihren Kopf durch die Zäune an den Wegen steckten und das immer bessere Gras auf der anderen Seite zu erreichen versuchten. Enten gab es auch immer wieder in den schmalen Grachten oder kleinen Seen. An einem dieser Seen durfte ich - dank Radlerhose nacktbeinig - durch die Brennesseln streifen auf der Suche nach einer Dose. Schon verrückt, was ich so alles tue, nur um mein Stempelchen auf die Seiten eines Logbuches in einer Art Tupperdose zu drücken...
Tatsächlich zieht mich das oft raus in die Natur - ein Spaziergang oder eine Radtour allein reizen mich meist wenig, ich brauche immer irgendein Ziel, was eben weder das Ankommen am Ende noch der Weg ansich ist - die mir das Heben der Dosen dagegen tatsächlich geben. Ebenso spornt das auch die Kinder an, wenn sie somit das Gefühl haben, an einem nächsten Punkt "anzukommen". Zudem macht das Suchen meist Spaß uind immer wieder finden sich liebevoll gestaltete Verstecke. Heut aber waren nur mein kleines Rad und ich unterwegs - und fanden bei der Heimkehr ins Ferienhaus den Rest der Familie noch schlafend vor ...