Montag, 25. Juni 2012

Ich bin ich. Nicht Borderline.

Geredet. Gesprochen. Geschildert. Heute gleich mehrmals. Und der Weg, den ich nun gehe - ich vertraue ihm  nicht. Ich hoffe auf das Know How dessen, der ihn angestossen hat, hoffe, dass ich mich irre damit, dass es anderswo lang geht. Zeit rennt davon.
Ich war früher bereits eine lange Zeit arbeitsunfähig geschrieben, mit weitaus heftigeren Symptomen, als das nun der Fall ist. Aber zum ersten Mal seit langen Jahren Therapie und Psychiater Odyseen wurde mir damals ein Stempel aufgedrückt  Emotional Instabile Persönlichkeitsstörung vom Borderline Typus.
Borderline. Ein Nichts und ein Alles, ein schwammiges Wort für das, was ist. Stigmatisierend, so als seien alle "Borderliner" gleich und als könne man nur anhand des Wortes etwas über den wissen, der einem vielleicht gerade gegenübersteht. Andererseits hatte das Kind nun einen Namen, wo zuvor so viele waren. Magersucht. Bulimie. Autoaggression. Depression. Dissoziation. Psychotisches Erleben.
Das ist nichts, worüber man redet. Aber warum nicht? Nun blogge ich schon so lange und habe niemals eines dieser Worte hierherfliessen lassen. Warum denn nicht?
Weil ich Sorge habe, stigmatisiert zu sein, Bilder in die Köpfe mir fremder Menschen einzupflanzen, die doch gar nicht ich bin, aber eben doch bin. Lange Zeit habe ich gut gelebt ohne auch nur daran zu denken, dass da etwas ist, das mir immer mal wieder den Boden unter den Füssen raubt. Knapp 7 Jahre ohne Medikamente. Rund 5 Jahre ohne nennenswerte "Zwischenfälle". Und doch holt es mich wieder ein, dieses "Instabil-Sein".
Aber holt eben das nicht jeden einst ein? Den Einen öfter, den Anderen seltener und sicherlich auch immer unterschiedlich in der Intensität. Aber in Wahrheit kennt das jeder.
Es beschäftigt mich, gestempelt zu sein. Vielleicht ist es hier der falsche Ort zu schreiben. Vielleicht sollte ich lieber kryptisch umschreiben, ohne das Wort je in den Mund zu nehmen. Ohne je überhaupt von irgendeiner "Störung der Psyche" geschrieben zu haben. Aber es drängelt mich gerade, meine Gedanken dazu raus zu lassen. Irgendwohin. Und dies ist einer meiner Orte, zu schreiben.
Ich bin ich, ich bin nicht Borderline.

Freitag, 8. Juni 2012

Segen und Fluch

Ich schreibe nicht mehr. Und ich nähe nicht mehr. Und das seit ziemlich genau dem Zeitpunkt, als ich anfing, Tabletten zu nehmen. Tabletten gegen Depressionen unter anderem. Sie dämpfen. Aber so nach und nach bemerke ich, dass sie eben nicht nur die Symptome dämpfen sondern auch all das, was gut war. Ich fand immer Entspannung beim Nähen und Freude, habe gern genäht, nicht nur für mich, sondern auch Aufträge.
Es gelingt mir nahezu nicht mehr. Ich finde nicht den Weg dorthin, obwohl ich es mir eigentlich sehr wünsche. Andererseits schlafe ich wieder, wenn auch mehr als mir lieb ist. Nahezu monatelang habe ich nur 4 Stunden geschlafen, war wach und aufgebracht, aufgescheucht wie ein kleines Hühnchen mit ziemlich vielen Ängsten. Ich konnte nicht stillsitzen, konnte keine Ruhe zulassen. Wenn ich nicht anders konnte- im Job zum Beispiel - begann ich zu zählen, zu buchstabieren, vorwärts rückwärts, weil Ruhe mir den Boden unter den Füssen weg zog, ich in einem schwarzen Loch zu versinken drohte. Heute schlafe ich. Oft abends um neun und bin dennoch niemals wirklich erholt. Ich komme am Morgen nicht hoch - und es ändert nichts, wenn ich 8,10 oder 13 Stunden geschlafen habe. Jedesmal brauche ich rund 1 Stunde, um überhaupt aus dem Bett zu kommen. Den ganzen Tag über schleppe ich mich vor Müdigkeit und Antriebslosigkeit dahin, schaffe vieles nicht, was ich eigentlich schaffen müsste. Bei der Arbeit fällt es mir schwer, gut zu arbeiten, und daheim verwahrlost der Haushalt, weil mir nicht viel mehr gelingt, als die Kinder halbwegs gut zu versorgen. In den frühen Morgenstunden übernimmt an Arbeistagen HerrNebeL alles rund um die Kinder - ich würde es einfach nicht schaffen. Und an Wochenendtagen übernimmt er sie auch. Weil ich nicht hoch komme. Ich bin mehr geworden, viel viel mehr. Mehr als 15 kilo habe ich in 6 Monaten zugenommen - obwohl ich esse wie sonst auch.  Gerade zu meinem Körper habe ich selbst in schlanken Zeiten schon kein all zu gutes Verhältnis und Empfinden, da tun die kilos, die dazu gekommen sind ihr Übriges.
All das in allem liegt mir auf der Seele. Ich bin dankbar darum, dass all die nicht mehr tragbaren Symptome nun auf einem erträglichen Stand sind. Aber es schleicht sich mehr und mehr der Gedanke ein, dass die Tabletten eben nicht nur Segen, sondern auch Fluch sind. Und ich weiss nicht recht, wie ich weitermachen soll. Mir fehlt so vieles. Aber ich habe auch Angst, auszuprobieren, wie es wäre, alles wieder zu reduzieren.

Sonntag, 3. Juni 2012

Gedanken

Wohin sie wandern, die Gedanken bei all den Alltäglichkeiten fragt sie.
Meine Gedanken wandern zu den Kindern, Dinge, die uns im Alltag gerade beschäftigen, zu manch einem Menschen aus meiner Nähe, lassen Gespräche Revue passieren. Sie wandern zu den Dingen, die ich gerne tue, die mir momentan, seit Monaten schon, nicht aus der Hand gehen: zum Nähen und Bloggen. Beides ruht in Wahrheit, anders aber ist es in meinem Kopf. Nur der Wegt hinaus findet sich nicht.
Und meine Gedanken wandern zu so manch einer Bloggerin, manchmal zum letzten gelesenen Artikel, aber ganz oft zu den Menschen selber, mir ein kleines Bild von ihrem Alltag machend. und auch mir stellt sich da die Frage, ob ich vielleicht so manches Mal jemanden von ihnen so in Gedanken begegne, ohne es zu merken.