Mittwoch, 17. Januar 2018

So Sport

Ich bin eigentlich ein bekennender Sport Muffel. Eigentlich. Der Herzensport hat mir schon Spaß gemacht, aber so insgeheim gab es auch dort einen überdimensionierten Schweinehund. Aber beim Mannschaftssport konnte ich den ganz gut überwinden. Ich fand nur nie einen Alternativsport. In Ansätzen gefällt mir Rad fahren. Mountainbiken - in gemäßigtem Tempo. Aber die Berge und die Ausdauer - und der Schweinehund machen es mir nicht so leicht.
Nun gibt es aber ein Ziel. Einen Zeitpunkt im Sommer und viele Leute, die mit machen. Das Ziel ist ziemlich verrückt und ziemlich dreckig. Und irgendwann erzähl ich auch davon. Und dieses Ziel führt zu diversen regelmäßigen Sportverabredungen.

Gestern twitterte ich dies:



Und ging zum Sport. Und eigentlich lag ich da nur rum. Es war sogar auch ganz nett. Aber ich habe wirklich nur auf der Matte gelegen und n bisschen rumgehampelt.

Heute nun bin ich mir meines Rumpfes (und der Fehlentscheidung!!) recht bewusst. Und habe an so wundersamen Stellen offensichlichen Muskelkater, wo ich noch niemals Muskelkater hatte. Dass sich nach Crunches halt ein wenig Bauchmuskelkram einstellen würde, da war ich ja drauf gefasst. Aber die Rippen? Die Hüften? Mannomann.

Morgen geh ich da vermutlich verabredet erneut hin (Aber vielleicht stell ich einfach das Telefon und die Klingel aus und tu so, als wär ich gar nicht da). Auf Dauer könnte ich ja einfach  die Hoffnung hegen, dass das nach ein paar Malen möglicherweise keine schmerzhafte Rumpfbewusstheit mehr nach sich zieht. Raus komm ich aus der Nummer sowieso nicht mehr. Aber so ganz eigentlich soll das ja sogar gut sein, so Sport. Ich versuche in den nächsten Monaten dann mal, ein wenig Gefallen daran zu finden. Ich fürchte, das wird n hartes Ding.

Montag, 8. Januar 2018

Vom Übergang

Wir sind nun nicht so die großen Party Menschen. Vielleicht auch einfach nicht mehr. Und irgendwie war das letzte Jahr sicherlich keines der allerbesten. Und auch, wenn ich nix davon halte, das neue, kommende, noch unverbrauchte Jahr irgendwie zu glorifizieren aka  "alles wird besser", war ich eingestellt auf einen recht ruhigen Übergang im Kreis lieber Menschen. 
Aber so ganz kurzfristig änderte sich der Plan - und das war so gar keine Option für mich. Ich brach ziemlich zusammen und suchte, nachdem ich mich halbwegs gefangen hatte, Alternativen. Daheim bleiben wäre eine Option gewesen. So prinzipiell. Wenn wir denn alleine leben würden.  Alles in mir schrie aber nach Abstand, nach meinem Leben, nach meinen Wünschen. Und keine der noch bestehenden Alternativen passte.

Letzlich verbrachte ich den Übergang allein unter Fremden. Aber eigentlich vor allem allein mit mir. Im alten Gemäuer eines Landgutes, umgebaut zum recht großen Tagungshotel. Mit zwar vielen Zimmern - aber nahezu alle Gäste hatten ein Silvesterarrangement gebucht. Mit Frei Essen und Trinken, mit live Musik und Tanz und Bar. 
So war das bis 23.30 geöffnete Spa quasi meines. Und nach dem zweiten Versuch "Dinner for one" - auf NDR lief es tatsächlich in Farbe! Frevel - besuchte ich zwischen halb sieben und 23 Uhr mehrfach Sauna, Sole Sauna, Sole Dampfbad, die Ruheliegen, das Schwimmbad und wieder von vorn. Dabei las ich ein langes Buch und war einfach nur mit mir.
Gegen 23.45 Uhr setzte ich mich frisch geduscht und warm eingepackt in den langen gemauerten, überdachten Eingang mit meinem Piccolo aus der MiniBar vor eine Feuerschale und sah den in einiger Entfernung stehenden Menschen des Arrangements beim Wunderkerze halten zu. Diese gingen fast alle schnell wieder hinein, weil es arg kalt war und das kleine Schwarze dann doch recht dünn zum in der Kälte herumstehen.
Ich las weiter, trank noch ein Sektchen und setzte mich auf dem Weg zum Zimmer anschliessend noch ungeplant ein Stündchen vor dem Kamin, der auf dem Weg lag.

Ein halber Tag nur ich und meine Bedürfnisse. Nicht perfekt - aber schon ziemlich gut. Entstanden aus einem prinzipiell blöden Grund, aber ich habs gelöst. Gut gelöst. HerrNebeL war stolz auf mich, die Kinder haben mich ein wenig vermisst (aber nur ein wenig). Dennoch hatten alle anderen der Familie am ursprünglich geplanten Ort in erweiterter Besetzung einen sehr schönen Abend.

Ein kleiner Anfang vielleicht für ein bisschen mehr "ich" in meinem Leben.



Freitag, 5. Januar 2018

WMDEDGT - Januar 2018

Frau Brüllen fragt, wie jeden fünften eines Monats:"Was Machst Du Eigentlich Den Ganzen Tag"? Geboren wurde diese Weiterführung  nach dem Aufruf zu einer Tagebuchblogwoche von ihr vor einigen Jahren. Damals war ich dabei und auch heute mache ich gerne wieder mit.

Das kleine Kind weckt mich, als es zu mir ins Bett kommt und sich ankuschelt. Weil die Kinder noch Ferien haben, kann ich noch ein Weilchen mit ihr kuscheln, bevor ich aufstehe und mich fertig mache. Der erste Gang führt - wie jeden Morgen - zum Supermarkt um die Ecke, wo ich dasselbe kaufe wie jeden Morgen (Limo und kalten Kaffee). Heute ist der stellvertretende Geschäftsführer im Frühdienst, was er sonst selten ist. Wir lachen wieder einmal über dieselben belangosen Dinge, was ich aber sehr mag. Überhaupt gefällt es mir, dass mich alle Mitarbeiter dort kennen. Dann fahre ich zur Arbeit und finde es - wie ebenfalls jeden Morgen derzeit - viel zu dunkel und überhaupt gehört Auto fahren im Dunkeln irgendwie nicht zu meiner Lieblingsbeschäftigung. Ein Lied im Radio erinnert mich an die in Neuseeland weilende Freundin, die "workt and travelt" und ich vermisskniepere ein wenig.
Im Büro sitze ich um zehn vor acht, und weil das Handy auf spotify hängt, plane ich meinen Tag mit "Alles passiert" von den Toten Hosen in Dauerschleife. Die jüngste Kollegin bringt mich auf den neuesten Stand des Teams - das Team Treffen findet immer an meinem freien Tag statt und heute bin ich darüber wieder einmal sehr sehr froh - weil viel zu viel schief lief und Verantwortlichkeiten scheinbar recht unreflektiert von a nach b nach c verschoben wurden, sodass am Ende alle einen Scheiss Tag gehabt haben. (Ausser mir, weil ich ja frei hatte und mit den Kinder bowlen war. ).
Auf Station war leider auch einiges schief gelaufen, was ich dann wieder gerade bügeln durfte. Hierzu entwarfen die direkte Kollegin und ich dann aber später eine Handlungskonsequenz in der Hoffnung, das die wieder ein bisschen Struktur in das Chaos bringen wird. We´ll see.
Bis zum Mittag behandelte ich 7 Patienten, erledigte dann ein Telefongespräch mit einem Notarbüro und setze mich noch ein Viertelstündchen zu den Kolleginnen der Abteilung. Relativ schnell fragte ich mich jedoch, warum ich um alles in der Welt da sitze, anstatt allein und in Ruhe in meinem Büro. Ich denke, der Grund ist momentan einzig und allein die Kaffeeemaschine. Viel mehr gibts dazu grad wohl auch nicht zu sagen.
Anschliessend noch 2 Stunden Therapie, eine kurze Weile Dokumentationszeit und n Haufen Orga Kram, bevor ich - mal wieder - später als Feierabend das Haus verlasse. Vergütungen gibts dafür nicht, geschweige denn Überstunden. Pro Woche schenke ich dem Unternehmen mindestens 3 Stunden meiner Zeit - weil ich meinen Job gern und gewissenhaft mache. Aber manchmal macht mich das schon ärgerlich, dass das eigentlich keinen interessiert, geschweige denn, dass das irgendwer honoriert. Natürlich kann ich Dienst nach Plan machen, laufe dann aber Gefahr, dass ich beim stets wechselnden Patientengut nicht gut informiert bin, keine Therapie geplant habe, und eigentlich keinem gerecht werde. Manch eine arbeitet so. Ist aber halt nicht meins.
Ich komme zeitgleich mit einer befreundeten Mutter zu Hause an, mit der ich verabredet bin. Wir trinken Kaffe, quatschen über unsere Kinder, die an mancher Stelle so ähnlich ticken und freuen uns über die Möglichkeit des Austausches, der nicht wirklich selbstverständlich ist, weil die Kinder halt sind wie sie sind - eben irgendwie anders (aber toll!).
Mittendrin muss ich ein bisschen veratmen, weil die unter uns lebende Mutter dringend ad hoc und auf der Stelle Termine abklären muss und vor allem will und mir die Tür vor der Nase zuknallt, als ich aufgrund von Besuch darum bitte, dies später zu besprechen, weil sich eben keine sofortige Klärung hinbekommen lässt. 
Gegen sieben geht die Freundin, ich kläre dies und das mit dem Gatten und beginne zu bloggen. Aufgrund einer mir völlig unerklärlichen Tastenkombination lösche ich den fast fertigen Post unwiderruflich (vermutlich war ich nur zu blöd) und beginne neu. Herr NebeL fährt los und holt das kleine Kind bei einer Freundin ab, ich lausche der lauten Musik vom großen Kind, tippe weiter und vergesse dabei, Pizza zu bestellen. Jetzt ist es dafür gleich neun Uhr, ich habe nichts zu Essen hier und auch noch nichts geordert und überlege, ob ich nicht eh lieber auf #Freitagabendalk umsteigen soll. Das allerdings ist wohl für den Gatten und das große Kind eher keine Option, sodass ich nun wohl doch den Pizza Mann anschreiben werde.
Anschließend werd ich heute in der Wanne verschwinden, die Kinder noch circa drölfzig Mal erinnern, dass es trotz Wochenende so etwas wie eine kinderfreie Zone gibt - aufbleiben ist erlaubt, aber irgendwann halt im Kinderzimmer - und vermutlich meine vor Trivialität triefende Fantasy Trilogie dann doch mit nem Gläschen Wein leer lesen, anschliessend dasselbe mit dem Internet tun und irgendwann zwischen 1 und 3 im Bett landen. Aber das ist dann schon der 6. :-)

Weitere Tagebuchbloggerei wie immer hier, bei Frau Brüllen.

Dienstag, 2. Januar 2018

Ausweglosigkeiten

Schreiben, eigentlich könnte und wollte ich Vieles schreiben. Andererseits aber würden geschriebene Worte möglicherweise noch mehr an Realität gewinnen, als die Dinge, die passieren es natürlich schon sind. Ich würde möglicherweise noch mehr sehen, als ich eh schon gezwungen bin zu sehen, mich noch mehr auseinandersetzen mit den tagtäglichen unangenehmen Überraschungen und sich stets neu entordnenden Dingen, die von mir ein stetiges, ordnendes Eingreifen verlangen. Vielleicht würde ich mir noch mehr eingestehen, dass ich kaum mehr nach Hause kommen möchte, als es das nagende Gefühl auf dem Heimweg bereits zeigt; vielleicht würde ich noch mehr von der Angst bemerken, als das dumpfe unbestimmte Gefühl, dessen Auslöser und dessen Namen ich doch eigentlich genau kenne. Manches scheint nie mehr ein Ende zu nehmen und vieles wird zweifelsohne schlimmer. 
Ich funktioniere weiterhin an vielerlei Fronten. Und breche an mancher ein. Meine Kinder haben mir noch niemals so oft gesagt, wie sehr sie mich lieben, wie sie das im Augenblick tun. Das ist wunderschön, ja, aber es zeigt mir auch, wie sehr ihre Antennen im steten Wind meines, unseres diffusen Durcheinanders anschlagen. Ich halte mich, muss mich halten in allem und weiß genau, dass die Art und Weise des Halt - Suchens keine gesunde ist. Verliere mich in selbstgeschaffenen, mir Sicherheit gebenden Strukturen, die aber objektiv betrachtet auf Dauer mehr meines Selbst nehmen als hilfreich zu sein. Sie haben gerade einen unmittelbaren Nutzen, sonst gäbe es sie nicht, sonst wären sie nicht aufgetaucht und hätten mir ihre Hand gereicht, die ich dankbar ergriff. Ich weiß, dass sie eine Art Raubbau bedeuten und mich irgendwann umwerfen werden. Dennoch aber weiss ich keine Alternative und habe wenig Kraft, nach einer zu suchen.
Die Tage sind zu kurz für die zu erledigenden Dinge, die Dinge sind zu kompliziert und erfordern zuviele Konsequenzen. Die direkte Umwelt bagatellisiert zu sehr, selbst wenn ich dezidierte situative Einblicke gebe. Die externen Hilfsmöglichkeiten sind begrenzt im Moment, zumindest die, die in die bestehende Situation greifen könnten. Die externen Hilfsmöglichkeiten für mich selber sind noch begrenzter und an mancher Stelle setzen sie mich mehr unter Druck, als das sie nutzen würden oder sie scheinen die mich umgebende Hoffnungslosigkeit oder Auswegslosigkeit der Situation nur zu bestätigen. Oben auf die Situation ansich fallen durch sie selbst hervorgerufene Existenzängste, sich daraus ergebende Handlungsnotwendigkeiten, die ich nicht auch noch auszuführen in der Lage bin. 
Kurzum: wenn ich all dies konkret aufschriebe, fürchtete ich, dass ich mich noch viel mehr mit all dem, was ich nicht zu bewältigen in der Lage zu sein glaube, konfrontiert sähe. So setze ich "einfach" nur innerlich wissend immer einen Fuß vor den anderen, strauchele zuweilen, stehe auf und halte mich an zweifelhaften Dingen um überhaupt einen Halt zu haben, und funktioniere. Zuweilen ist da die ein oder andere Insel, in der es Raum und Zeit und manchmal auch Schönes für mich gibt. Aber momentan überwiegt das offene, bedrohliche Meer.
Manchmal wünsche ich mir die Leichtigkeit und Unbeschwertheit, die ich glaube, dass es sie irgendwann hätte geben können aber kaum je gegeben hat. Manchmal wünsche ich mir, dass da eine Zeit kommt, die keinen Kampf bedeutet. Tatsächlich jedoch scheinen sich offensichtlich nur die Gegner zu wandeln, als das es jemals ein Ende hätte, dieses kämpfen.