Freitag, 20. Juni 2008

Nie so ganz

In meinem Job bin ich immer schon recht gut darin gewesen, Grenzen zu ziehen. Und das ist absolutes Muss in diesem Job und vor allen Dingen in dem Bereich in dem ich arbeite. Neurochirurgische Reha. Viele sehr schwer betroffene Menschen sehe und behandele ich täglich. Und bin auch nah an ihnen dran. Aber ich nehme sie nicht mit nach Hause.
Meistens.
Denn das Grenzen ziehen klappt eigentlich wunderbar. Aber andererseits trotzdem nie so ganz. Da gab es die junge Virginia, mit der ich vor Jahren mit weinte. Aus Emphatie, aus Traurigkeit über ihre Erkrankung, aus ihrer Traurigkeit heraus. Sie war eine der ersten, die ich mit nach Hause nahm in meinem Herzchen. Und solche Menschen, die die Grenze Grenze sein lassen und mich doch mit begleiten, gibt es immer mal wieder. Und jeder begleitet mich auf seine eigene Weise mit nach Hause.
Und wenn es nur anhand von Gedanken ist, die in meinem Köpfchen plötzlich angstvoll die Runde drehen, wieder und wieder.

So wertvoll sind alle Stunden, die wir haben. Mit uns, den Menschen, die wir lieben und mit unseren Kindern.

3 Kommentare:

Kathy hat gesagt…

ich bin ganz bestimmt nicht für so eine art arbeit geschaffen und bin froh, das es immer menschen gibt, die ihn so toll machen, diesen job.

fühl dich einfach mal umärmelt für all die momente, in denen du mit sicherheit bis an deine grenzen und darüber hinaus gehen mußtest....

Nina hat gesagt…

Schicksale fremder Menschen beängstigen und beschäftigen einen, manche Menschen und ihr Leben nimmt man in seinem Herzen mit. Mit aller Freude und Traurigkeit das es ausmachte. Da fließen oft Grenzen ineiander über.Das Glück und die Dankbarkeit, die man selber für sich und sein Leben daraus lernt sind unermesslich!Aber für eine ganze Zeit meist schwer zu tragen. Wenn man es zu läßt, wächst man daran und schätz sein eigenes Leben mit allen Schwierigkeiten mehr. Ich finde es nicht schlimm über bestimmte Ereignisse nachzugrübeln und eine zeitlang zu brauchen um damit umgehen zu können, gerade im "richtigen Leben" außerhalb der Klinik. In dem man sich häufig genug falsch vorkommt. Ich drücke Dich ganz fest!

schlapunzel hat gesagt…

Einige wird man nie vergessen, aber die meisten "flutschen" zum Glück durchs Kurzzeitgedächtnis...anders ging es auch gar nicht. zu sehr mitleiden macht einen selbst fertig und wenn es zu wenig ist, kommt beim Gegenüber nichts an. Eine Grenzwanderung, jeden Tag wieder...