Die Zeiten, in denen selbst geschriebene Worte nicht bekleiden können, was in mir ist, sind schwierige. Denn wenn selbst das nicht gelingt, sind die gesprochenen Worte noch weit mehr von meiner eigenen Lebenswirklichkeit entfernt und mir gelingt es nicht, mitzuteilen, was ist. So steht da die Fassade, die mich aufrecht gehend hält und mal mehr und mal weniger blank geputzt ist. Meine Diskrepanz zum Innen zeigt sie nicht. Und so sind die wortlos gewordenen und somit unaussprechbaren und nicht zu verschriftlichenden, im Untergrund schwelenden Dinge unsichtbar und unhörbar für die Welt.
Mittwoch, 15. November 2017
Sonntag, 12. November 2017
Kapazitäten
Die letzten Monate, an manchen Stellen vielleicht das letzte Jahr, kann ich für mich vielleicht kurz so zusammenfassen: Ich habe eindeutig ein Kapazitätsproblem.
Neben dem Wissen um den drohenden Tod des (Stief)vaters und der zunehmenden dementiellen Entwicklung der Mutter lief der normale Alltag weiter. Ich im Beruf, HerrNebeL noch mehr, Kinder, deren Bedürfnisse, deren Termine. Und das, was obendrauf kam, steigerte sich naturgemäß. Verschlechterung der Krankheit, beginnende Pflegebedürftigkeit, mehr und mehr erforderliche Hilfestellung. Er starb und mit ihm ging vieles, was er im Alltag der Eltern übernommen hatte. Das Bild, was ich vom Vergessen der Mutter hatte, vervollständigte sich in den letzten Monaten und neben der Übernahme all der zu erledigenden Dinge, geschehen hier nahezu täglich kleinere oder größere Katastrophen. Die Verantwortlichkeiten verschieben sich. Ich habe diese nicht mehr nur für meine Kernfamilie, sondern muss sie mehr und mehr übernehmen für meine Mutter. Nicht nur Verwaltungsaufgaben, administrativen Papierkram oder dergleichen, sondern an so vieler Stelle alltagspraktisches Mitdenken, Aufpassen, Kontrollieren, Suchen, Entscheidungen mittragen und auch sanft lenken. Täglich. Abgesehen von dem, was dann aktiv für mich einach zu tun ist, muss ich auch in mir damit zurechtkommen, dass die Frau, die jahrelang Verantwortung für mich trug nun die ist, die meiner Verantwortungsübernahme bedarf. Eine Verantwortungsübernahme, die mir ungleich schwerer fällt, als die beim Vater, wo es vor allem um Hilfestellungen bei körperlichen Gebrechen ging.
Daneben ein Erbstreit, schwelende Trauer, für die es nach wie vor wenig Raum gibt, emotionaler Stress am Arbeitsplatz, ein pubertierendes und ein präpubertierendes Kindelein, ein verkorkster, unerholsamer Jahresurlaub, die kurzfristig aufgetretene Notwendigkeit, uns "mal eben" und am besten gestern für ein neues Auto entscheiden und dies auch möglichst gestern erwerben zu müssen und all die nicht aufzählenswerten, sich aber summierenden Dinge, die eben so anfallen. Obendrauf eine in dem Fall für uns unglückliche Wohnungs- und Raumsituation, die wenig Rückzugsmöglichkeiten bietet - für uns als Einzelpersonen der Kernfamilie und insbesondere für mich als Tochter meiner unter uns lebenden Mutter.
Ich bin nicht verwundert, dass die Limits erreicht sind, inzwischen nicht mehr nur meines, sondern auch das von HerrnNebeL.
Ich suche Zuflucht im Funktionieren und "einfach Machen", irgendwo zwischen Akzeptanz und Resignation, wohl wissend um die Gratwanderung. Nach wie vor ist an vieler Stelle klar, was wichtig wäre. Wenn das irgendwo Thema ist, höre ich wohlgemeinte Ratschläge dessen, was ich selber weiß. Aber selbst, wenn es Möglichkeiten gäbe, Dinge umzusetzen, so mangelt es an den dazu nötigen Kapazitäten: Kraft, Energie, Zeit. Denn das Leben kostet schon ohne das Beachten, ohne das Suchen oder gar Finden meiner Bedürfnisse so viel von diesen, dass da nirgends mehr Raum ist. Jede kleine Tätigkeit, um die nicht drumherum komme, zehrt an den Reserven und das Reservoir ist bereits aufgebraucht, bevor ich auch nur ansatzweise an mich denken kann. Ich stehe derzeit mitten im NebeLmeer auf einem Floß, weit entfernt von sichtbaren Küsten oder ruhigen Gewässern. Momentan stehe ich erstens immerhin wieder darauf und wieder sicher(er), aber ich weiß, dass ich schnell stürzen kann. Ich suche nach Wegen, nach der richtigen Richtung und pendele eben zwischen dieser resignierten aber aktiven Akzeptanz, weiter machen zu müssen und dem mich ausgelaugt treiben lassen.
Sonntag, 5. November 2017
WMDEDGT - November 2017
Es ist wieder der 5. und Frau Brüllen fragt: "Was Machst Du Eigentlich Den Ganzen Tag?". Weitere Tagebuchblogeinträge von heute sind hier zu finden.
Irgendwann am frühen Morgen wache ich nach nicht all zu vielen Stunden Schlaf auf und bemerke das kleine Mädchen zwischen HerrnNebeL und mir. Wir kuscheln uns aneinander und ich döse noch ein Weilchen weiter. Ich bemerke, dass sie wach wird gegen acht und muss kurz danach die Frage nach Elektronikspielzeug beantworten... Auch wenn ich schon lange nicht mehr wirklich schlafe, wissen die Kinder genau, dass ich am Morgen zu fast allem Ja sage in der Hoffnung, doch noch eine Mütze Schlaf zu bekommen... Morgende sind definitiv nicht meine Tageszeit. Das mag sicherlich sehr stark daran liegen, dass die Abende immer sehr lang sind... Zudem ist der Kopf heute stark beschäftigt und kreist über einen blöden Streit mit der Chefin, der vermutlich recht große Auswirkungen haben wird.
Irgendwann dreh ich die Morgenrunde im www und lese anschließend ein paar Seiten auf dem Kindle Paperwhite. Wir sind bisher keine guten Freunde, weil die Umblätterfunktion ohne Tasten an beiden Seiten deutlich unkomfortabler ist als bei meinem alten Kindle. Kaum hab ich das Gerät in der falschen Hand, kann ich nur noch zurückblättern - es sei denn ich nehme die NAse oder die andere Hand zu Hilfe. Auf jeden Fall ist es sehr umständlich.
Irgendwann gibts den ersten Kaffee, das kleine Kind geht baden, das große liest das ungefähr 7. dicke Buch der Ferien im Bett und wir Großen sprechen kurz den Tag ab. Gegen Mittag gibt es - nach der Sendung mit der Maus - Frühstück - etwa vier Stunden nach dem Aufstehen. Wir sind am Wochenende damit immer etwas langsam, wenn keine Termine anstehen. Wer Hunger hat, isst halt zuvor zwei, drei Kekse oder ein kleines Müsli. Am meisten genoß jedenfalls das kleine Kind Kekse und Limo in der Wanne. (Rabeneltern, solch ungesunde Lebensweise zuzulassen ;-)).
Nach dem Frühstück fährt HerrNebeL den besten Freund im Krankenhaus besuchen, der nach einer beidseitige Lungenembolie mit großem Glück wohlauf ist. Ich kümmere mich um das Verfassen weiterer Anschreiben an die Kinder meines Stiefvaters, mit denen wir in einer Erbauseinandersetzung liegen. Anschließend beginnen das große Kind und ich aufzuräumen, das kleine hilft sporadisch und putzt dann irgendwann Teile des Badezimmers. Ich staubsauge gründlich, die Kinder pendeln zwischen Oma, Fernseher, Buch und Zeit am Tablet. Derzeitger Favorit ist Minecraft - spielen. Meine Mutter kommt zwischenzeitlich nach oben zu uns, wir durchforsten die Webseite ihres Lieblingshotels nach Angeboten und erledigen den Rest für die zu verschickenden Erbstreitsbriefe. Gegen Spätnachmittag kommt HerrNebeL heim. Wir schauen gemeinsam mit dem großen Kind wiederum eine Webseite eines Hotels an - sie fliegt im nächsten Sommer mit der Freundinfamilie nach Kos. Gestern wurde die Reise gebucht und nun erhielten wir Daten des Hotels. So wie das aussieht, wird es sicher großartig und das Kind wird, wie auch in diesem Jahr, rund 5 1/2 Wochen insgesamt fort von daheim Urlaub verbringen. Drei Wochen ind wir gemeinsam unterwegs und sie eben noch 2 1/2 Wochen mit der Freundinfamilie. Ich gönne ihr diesen Luxus sehr.
Ich schneide zwei Kissenbezüge für die Nackenrollen der Kinder zu, während wir diskutieren, was wir zum Ferienabschluß unternehmen - eigentlich gehen wir immer bei der Stammeisdiele ein Eis essen. Heute aber entscheiden wir uns für das Bestellen von Pizza, auch weil eines der Kinder noch immer im Schlafanzug ist ;-). Ich nähe die Kissen, anschließend kommt die Pizza. Zum Tagesabschluss spielen wir noch gemeinsam eine Runde Rummicub, unser Familienspiel schlechthin.
Ich bringe heute das große Kind ins Bett und merke einmal mehr, wie toll große Kinder sind. Wir kommen - auch aneinandergekuschelt, diesmal aber eben im Bett vom großen Kindelein, auf den Streit, den ich mit der Chefin habe und ich erzähle ein klein wenig darüber. Nachfolgend besprechen wir ausgehend von diesem konkreten Fall Themen wie Enttäuschungen, Umgang miteinander, Kritikfähigkeit, Selbstreflektion, persönliche Grenzen, Selbstfürsorge. Wow.
Ich bringe heute das große Kind ins Bett und merke einmal mehr, wie toll große Kinder sind. Wir kommen - auch aneinandergekuschelt, diesmal aber eben im Bett vom großen Kindelein, auf den Streit, den ich mit der Chefin habe und ich erzähle ein klein wenig darüber. Nachfolgend besprechen wir ausgehend von diesem konkreten Fall Themen wie Enttäuschungen, Umgang miteinander, Kritikfähigkeit, Selbstreflektion, persönliche Grenzen, Selbstfürsorge. Wow.
Nach zwei Wochen Ferien wird es erwartungsgemäß fast zehn, bis ich bei ihr raus gehe. In den Ferien entwickelt sich die komplette Familie nämlich zu Eulen, und wir gehen erst tief in der Nacht schlafen. Jetzt muss sich erst mal wieder der Alltagsrhythmus einpendeln.
Bei der abendlichen Twitter Runde fällt mir dank Erinnerung ein, dass heute der 5. ist und ich tippe bei einem Glas Rotwein und Cellomusik. Bevor ich in den nächsten Stunden schlafen gehe, wird sicher noch eine Weile das Gedankenkarussell kreisen. Kann ich nicht gut gebrauchen, aber in voller Fahrt stehende Karusselle halten leider selten einfach so an.
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