Der Tod kam in der Nacht und ließ ihn ganz in Ruhe einschlafen. So, wie ich es angesichts der Erkrankung nicht zu hoffen gewagt hatte. Eigentlich hatte er zu Hause sterben wollen, was leider nicht der Fall war. Ein, zwei Tage noch sollte er im Krankenahus bleiben. Und dann ist er dort gegangen, am frühen Morgen vor zehn Tagen. Neben der Trauer und Unwirklichkeit in der ich selber mich befand und befinde, steht der Versuch des ehrlichen und pragmatischen Umgehens mit dem Tod, mit einem toten Körper, der Trauer und den Kindern. Das gemeinsame Anschauen von Särgen und Urnen, das Verabschieden. Dem Opa noch Dinge mit auf den Weg geben, ein Briefchen unter seine Decke von jedem von uns, vor allem den beiden Mädchen. Damit der Tod nicht ein in der Luft stehendes Etwas ist, sondern begreifbar. Sofern er denn überhaupt begreifbar sein kann - fällt es mir selber doch schwer, mich zu erinnern, dass er nicht mehr bei uns ist, dass das Zusammenleben zu Hause sich nun verändert. Sein Stuhl bleibt leer und ich weiss, wir alle werden liebevoll an ihn denken, wenn wir uns auf seinen Platz setzen. Ich bin dankbar für die Zeit. Dankbar, dass er mir Zeit geschenkt hat, dass er Zeit mit unseren Kindern hatte und sie mit ihm. Er war zwar ein alter Mann - aber dennoch ist der Zeitpunkt wohl niemals richtig, einen Menschen zu verlieren, auch wenn ich weiss, dass dieser ein Leben, ein langes Leben lang gelebt hat, so schmälert es doch nicht den Verlust des Menschen ansich. Ich weiss, dass er stolz auf mich war. Ein Stolz, der vor allem in den letzten Wochen noch gewachsen ist. Ich weiss, dass ich geliebt wurde. Und ich weiss um seine Wertschätzung. Das ist ein schönes Gefühl und nicht selbstverständlich, weil ich gar nicht seine Tochter war, sondern ihn erst mit 12 Jahren kennenlernte, und sich erst nach und nach eine Vater -Tochter Beziehung entwickelte. Endgültig Abschied nehmen werden wir in zwei Wochen an einem von ihm viel bereisten Ort in der Kieler Förde - der Ort, an dem wir neulich noch gemeinsam waren. Und es war gut so.
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