Dienstag, 5. September 2017

WMDEDGT September 2017

Frau Brüllen fragt seit vielen Monaten ausgelöst durch eine Woche Tagebuchbloggen Im Frühjahr 2013, auch hier irgendwo im Archiv zu finden ;-), nun jeden 5. eines Monats: "Was machst du eigentlich den ganzen Tag?" - und ich mach gern mit. Weitere Tagebuchblogger von heute auch bei FrauBrüllen: hier.

Mein Tag begann in der Nacht mit bescheidenem Schlaf, schöner Musik und einem zu mir ins Bett krabbelndem Kindelein. Irgendwann schliefen wir dann weiter bis kurz nach sechs - ich schlief wenig besser, als das Wachen und Gedankenkarussellieren vorher war - und musste dennoch ran, das Kindelein wecken. Und wecken. Und wecken. Was mir sehr schwer fällt, wenn ich selber durch die bescheidenen Nächte recht gezeichnet bin und lieber auch die Augen ganz schnell wieder schließen würde... Um zehn vor sieben stehe ich entnervt auf und überlasse HerrnNebeL den weiteren Weck - Job und springe krieche unter die Dusche. Tatsächlich steht auch das Kindelein währenddessen auf. HerrNebeL und Kind1 treten ab und ich - um etwa drei nach sieben komplett fertig - ertrage die Muffeligkeit der kleineren Tochter. 
Um viertel nach sieben verlassen wir etwa das Haus, fahren meine Morgenration kalten Kaffee und ein Getränk für die Arbeit kaufen, düsen an der Tankstelle vorbei und ich liefere das Kind gegen 07:40 in Schulnähe ab. Anschliessend stell ich mir erst mal schöne Musik auf Dauerschleife und seeehr laut und fahre zur Arbeit. Irgendwann kurz nach acht sitze ich dann im Büro, stelle wieder die Musik auf Dauerschleife und beschäftige mich mit dem kommenden Tagesgeschehen am Rechner. Morgens nur 6 statt 7 Patienten mit einer Viertelstunde unerwarteter Pause. Diese nutzte ich dann am Ende mit einem Patienten, in dem wir leckeren Kaffee aus unserer Team Maschine tranken (der Kaffee auf der Station ist - nunja.) und unterhielten uns gut - trotz einer bei ihm bestehenden schweren Sprach- und Sprechplanungs- Störung. Zwischen diesen beiden Begebenheiten ignorierte ich die chaotischen Zustände auf meiner Station, hörte mir von etwa drei Kolleginnen verschiedene Probleme, Stressituationen oder ähnliches an und behandelte die 5 anderen Patienten.
Mittags saßen wir mit den meisten Mitgliedern des Sprachteams im Teamraum zum Essen und Trinken, ich hörte mir wiederholt blöde Sprüche zur derzeitigen Nahrungsaufnahme an (Kaffee und smoothie - wir sind gerade nicht so gut Freund miteinander, das Essen und ich) und nutzte die restlichen ruhigen 5 Minuten, als alle Raucher abdampften und die anderen anderweitige Gründe hatten, in ihre Büros zu gehen, mit der jüngsten Kollegin - einig, wie schön die Ruhe zu zweit dann doch ist .
Eine weitere Patientin behandelte ich und machte mich dann auf den Weg in die vierte Etage zum Betriebsarzt. Eigentlich, weil ich eine Impfung bekommen sollte. Zu den fehlenden Titern lagen aber gar keine Unterlagen mehr vor und so wurde mir nur Blut abgezapft, zur Titerbestimmung. Und es wurden Formalia aufgenommen. Wie jedesmal, wenn ich beim Betriebsarzt bin - in den 17 Jahren Betriebszugehörigkeit hab ich nämlich nur einen Arzt zwei mal gesehen.
Ein kurzes erstauntes Fragen zur derzeitigen Medikation ("Und Ihnen gehts gut damit?" - Äh, mh. Wie jetzt? "Ja, danke") und dann durfte ich erneut eine Patientin aufsuchen. Die bedauerte sehr, dass sie meine Hilfe nicht brauchte - eine neu aufgenommene Patientin, bei der Sprachtherapie nicht indiziert war. Und dann hatte ich erneut unerwartet fast eine Stunde Leerlauf. In der ich dokumentieren hätte können. Und den Teamraum putzen. Und Unterlagen sortieren. Ich hab mich aber zur Kollegin ins Büro gesetzt, der es ähnlich ging, und wir haben uns unterhalten.
Kurz bevor ich Feierabend hatte, irgendwann nach 15:00 Uhr, bekam ich eine email auf meinen Privataccount, in der der erwartete Erbstreit nun erstmalig nicht mehr nur zwischen den Zeilen zu lesen war. Unser Ziel hier ist eigentlich, die gesetzliche Erbfolge meines verstorbenen Stiefvaters friedlich und "ordnungsgemäß" zu lösen. Ich fürchte jedoch, das wird nicht möglich sein - die erste, dritte und vierte mail der leiblichen Tochter an mich verhärtete dieses Gefühl im Laufe des Nachmittages. Ich warte ehrlich gesagt noch auf weitere emotional geladene Schreiben. Und ich werde nicht reagieren. Weder heute noch morgen. Aber übermorgen. Betont sachlich. Wir werden sehen, was kommt. Aber ich weiss, die nächste (und übernächste) Zeit (und die danach wohl auch) wird nicht lustig werden.
Ich sammelte das Kind ein, fuhr heim und traf dort das große Kind. Wir verabredeten, dass ich sie zum Klainettenunterricht fahren  und dann nach ihrem Einkaufszettel noch fehlende Schulsachen besorgen würde. Mitten drin klingelte die Tante bei meiner Mutter, die unter mir wohnt. Die war jedoch gar nicht da, also klingelte die Tante mit Kuchen bei uns. Ein spontanes KuchenKaffeeKränzchen mit ohne Zeit, wo mittendrin zumindest die Mutter auftauchte und das Ganze dann mit der Tante weiterführte. Die Kinder und ich fuhren in die Stadt, das große Kind klarinettete vor sich hin und ich wuselte kopflos durch einen chaotisch engen, unsortieren Schulbedarfsladen (merke: dort werden NUR noch Ranzen oder Rucksäcke gekauft. Am besten auf Bestellung!). Nassgeschwitzt war nach 30 Minunten fast alles besorgt. Die Kinder mussten noch Hager und Mager stürmen, um Gutscheine auf den Kopf zu hauen - was dem kleinen Kind leider nicht gelang, da ich mich vehement gegen den Einkauf von Modeschmuckschnickeldi aussprach. Das 12 jährige Kind erstand eine schwarze Skinny Stretch Hose in 170 und damit wird bald die Kinderabteilung passe sein. Dann galt es noch, den Drogeriemarkt zu durchstöbern nach drölfzig Kleinigkeiten für die Tochterfreundin zum Geburtstag. Die Kinder setzen sich danach lustlos ins Auto, während ich noch weitere Wichtigkeiten erledigte (Ofenkäse!!! (das geht trotz Kriegzustand zwischen FrauNebeL und Essen), Brötchen, Geldautomat, Buchhüllen). Viel zu spät ging es dann heim, wieder mit Lieblingslied in Dauerschleife. Dort dann das erneute Erklären des bestehenden Erbsachverhaltes mit der Mutter (ich erklärte nachmittags bereits), dem Gatten, den Kindern, die das alles im Moment mitbekommen, der Schwester am Telefon. Weiter dann das Sichten der Zettel aus der Schulpostmappe der Viertklässlerin mit viel zu kurzfristigen Terminen, das Weiterärgern mit oben bereits beschriebener mail Nummer drei und vier, Abendessen richten, vorher Spülmaschine räumen. Das große Kind habe ich heut nur mit Gute Nacht Kuß allein ins Bett verabschiedet, das kleine wird noch vom Gatten einschlafbegleitet (inwzwischen schläft er sicher auch). Ich blogge, trinke den letzten Martini, pfeiffe auf Medikamente besser mit ohne Alkohol und überlege, ob ich mir die Nacht nicht direkt besser mit Nähen um die Ohren schlagen soll als halbwach oder monsterträumend hier rumzuliegen. Aber erst muss ich wohl noch 4 Schulbücher einbinden. Mit so blöder, widerspenstiger Folie - weil fertige Hüllen waren selbtredend alle ausverkauft oder doof.
Irgendwann mitten am Tag war ich kurz davor, die im Raum stehende AU abzurufen, die mir der Psychiater bereits zwei mal wärmstens empfahl - die ich aber dankend ablehnte. Er entließ mich zuletzt mit den Worten: "für ne Auszeit rufen Sie nur an, schick ich sofort zu."  Ich rief nicht an.

Krönchen richten, geht gleich wieder.

Keine Kommentare: