Freitag, 18. Januar 2008

Liebe

Seit gestern bei ihr denken sich immer wieder kurze Sequenzen in meinen Gedanken, springen mir immer mal wieder kurze Momente von Gefühlen in den Bauch, die es mal gab, die noch da sind und die so viel meines Lebens ausmachten und machen.

Liebe. So lange Zeit fürchtete ich sie. Ich fürchtete zu lieben, weil ich schon bei den Menschen, die ich mochte und schätzte meine Verlustängste immens waren. Mit noch mehr Angst vor Verlust leben schien mir schlicht unmöglich.

Ich fürchtete genauso lange Zeit, geliebt zu werden. Weil geliebt werden all den Gefühlen, die sorgsam in meinem Inneren verpackt waren den benötigten Boden geben würden, um auszubrechen und sich endlich Raum zu verschaffen. Vertrauen und Geborgenheit versetzten mich deshalb lange in schiere Panik. Nicht umsonst hatte ich einst - wenn auch nicht bewusst - alle Päckchen sorgsam verstaut...

Lange lange Zeit hatte ich Angst vor mir selber. Meinen Stimmungen. Dingen, die passierten, ohne dass ich sie wollte, vorausahnte, verstand. Lieben konnte ich mich so nicht. Nicht durchgängig. Es funkte ab und an kurz - Momente in denen ich mich, so wie ich war, liebte. Aber immer nur kurz, nur ein Hauch....

Heute aber, heute liebe ich mich so wie ich bin. Auch wenn ich so viele Dinge an mir schrecklich finde. Gerne anders hätte. Auch wenn ich Fehler mache. Ich liebe mich damit. Und ich kann vieles ändern, was es mir leichter macht. Das weiss ich.
Eine wunderschöne Erfahrung, genau so irgendwann denken und fühlen zu können. Mich wertschätzen zu können, mit allem was ich bin, habe, kann. Mit allem was ich erlebt habe und mit allem was mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin. Liebe - das Schönste. Und Schwerste.

Noch immer habe ich immense Angst, die zu verlieren, die ich liebe. Und in manchen, manchmal auch in vielen Momenten nimmt diese Angst äusserst morbide Formen an: wie oft schon spielte sich vor meinem Auge die Beerdigung des Liebsten ab.
Wie oft ging und gehe ich in des Kindeleins Zimmer um zu hören, ob es noch schnuffelt, getrieben von der völligen Panik, dass sie gegangen sein könnte.
Oft schon hat der Boden, den die Liebe mir gibt, nicht nur mein sondern unser aller Leben arg durcheinandergebracht und gewirbelt, weil ganz alte verpackte Dinge an die Oberfläche traten, die aber in keiner Form zu uns heute gehören.

Zu lieben ist so ungeheuer schwer. Und gleichzeitig so leicht. So schrecklich anstrengend. Und so wunderschön.

2 Kommentare:

Das Fräulein hat gesagt…

Liebe Tonni. Würde ich Dich nicht kennen würde ich nun denken "hui, sie ist durcheinander", dabei warst Du beim schreiben dieses Textes äußerst "klar"! Ich fide es wunderbar das Du das so kannst, so schreiben, über Ängste und Liebe und Dir das alles so vor Augen führen kannst.
Es ist schön das Du uns manchmal gucken lässt wie es in Dir/um Dich rum aussieht.
Es ist schön Dich zur Freundin zu haben! Sehr!!!

tonni hat gesagt…

Ich dank Dir! Und finds wundertoll, dass DU in so "kurzer" Zeit schon so vieles kennst. Einfach wertvoll!!!

Na und von den Jungs muss ich gar nicht erst sprechen. Stell Dir vor, wir wären keine Freundinnen geworden? Da gäbs weniger Liebe bei mir...
Und Ida ohne Dich? Hui. Unvorstellbar!