Frau Brüllen fragt wieder: "Was Machst Du Eigentlich Den Ganzen Tag?" Weitere Tagebuchbloggerei findet sich dann hier.
Ein normaler Arbeits- und Schultag für alle. Der erste Wecker klingelt um halb sechs, der letzte um zehn nach sechs. Der Reihe nach verschwinden alle im Badezimmer unter der Dusche, ich erledige zuvor noch diese und jene Hausarbeit. HerrNebeL schneidet nach dem Duschen noch Obst für alle. Die drei Anderen frühstücken, während ich unter der Dusche stehe. Ab sieben Uhr verlassen wir das Haus - das grosse Mädchen macht den Anfang, weil der Bus kommt. Ich hatte eigentlich geplant, über die kleine Nachbarstadt zur Arbeit zu fahren, um noch der Kinderärztin etwas vorbeizubringen, was aber im Gewinnen der Substanz, die ich vorbeibringen wollte, scheiterte. Also heute doch der gewohnte Weg: Supermarkt, Bäcker und dann in die Klinik. das kleine Kind wird freitags von HerrnNebeL zur Schule gebracht, beziehungsweise in der Nähe der Schule abgesetzt.
In der Klinik angekommen, schnappe ich mir die Wäsche von mir und den Kolleginnen und düse in die Wäschekammer, um neue Arbeitskleidung - weisse Hose und blaues Polohemd - für alle die Kolleginnen zu holen, deren Büro im Umkreis des meinen ist. Insgesamt sind wir derzeit 12 Frauen, von denen 6 nebeneinander ein Büro haben. Naja, fast, ich teile mein Büro mit der lieben jüngsten Kollegin. Anschließend schaue ich mir die Tagesplanung an - ich bekomme die meisten Termine vom Planungsbüro vorgegeben. Bis auf einen Patienten kenne ich alle und kann recht zügig die Therapien mehr oder weniger - mit Material zurechtlegen oder Struktur im Kopf durchgehen - planen. Bevor ich auf Station gehe, quatsche ich noch mit der lieben langjährigen Freundin und tausche mit ihr Infos bezüglich einer Patientin aus.
Um viertel vor neun sitze ich in der Frühbesprechung "meiner" Station mit allen Therapeuten, einem Arzt - der andere befindet sich auf einer Fortbildung, einer Stationsassistentin und einem Kollegen aus der Pflege. Wir gehen die Infos des gestrigen Nachmittages und der Nacht durch. Auf dem Stationsteil, in dem ich am meisten arbeite, herrscht gerade viel Unruhe. Es ist ein geschützter Bereich, in dem vorwiegend Patienten aufgenommen sind, die vor allem aufgrund von Orientierungs-und Gedächtnisdefiziten sowie Problemen in der Krankheitswahrnehmung einen besonders strukturierten Rahmen benötigen. Das beinhaltet auch, dass der Bereich schlichtweg geschlossen ist. Alle Patienten sind neurologisch erkrankt - Patienten mit Hirnschädigungen nach Reanimationen, Schlaganfällen, Schädel-Hirn-Traumen oder Enzephalitiden beispielsweise. Hier sehe und therapiere ich heute morgen fünf Patienten - mal auf der Station, mal in meinem Büro. Anschliessend habe ich kurz Zeit, Schreibkram zu erledigen und meinen morgigen Dienst kurz vor zu planen, bis ich zu dem nächsten bereits wartenden Patienten auf einer anderen Station aufbreche. Mittendrin sammele ich noch eine nicht recht orientierte Patientin in den Fluren auf und geleite sie zu ihrem Zimmer. Es folgt eine halbe Stunde Mittagspause, heute mit meiner obligaorischen Suppe mit Laugengebäck. Ich mache Pause mit meinen Sprachtherapiekolleginnen im Teamraum und wir lachen heute mal wieder gemeinsam über dies und das, und werden darüber tatsächlich ein klein wenig unpünktlich. Um 13 Uhr gehen die Therapien weiter. Zwei Patienten kommen zu mir, und die dritte muss ich auf dem Zimmer aufsuchen, da sie nicht mobil ist. Anschließend bleibt noch ein halbes Stündchen am Rechner, zum Umziehen, Spülen und Nachbereiten. Zu guter Letzt ärgere ich noch die Sprachtherapiechefin, in dem ich ihre Schranktüre zuknote. Wir sind ein seit Jahren eingespieltes Team, was gegenseitige Ärgereien angeht. Zugegebenermaßen bekommt sie immer am meisten ab - aber wir haben viel Spaß. Bei all der Schwere, die uns tagtäglich - mal mehr und mal weniger - umgibt - ist es sehr schön, auch gemeinsam herumzuflachsen. Natürlich verlasse ich die Klinik zu spät und mache mich auf den Weg zur Schule des kleinen Kindeleins und komme - wie immer - gerade semipünktlich. Wir beide fahren ins Kirchencafe, obwohl die große Schwester heute kein Tanztraining um die Ecke hat, weshalb wir da normalerweise auf sie warten. Nach einer kleinen Kaffee- und Kuchenstärkung machen wir uns auf den Weg in die Fußgängerzone des einen Stadtteils, um dem großen Kindelein die ersten Nylonstrümpfe zu kaufen, da nächstens eine Nichtenkonfirmation ansteht. Das kleine Kindelein sollte auch eine bekommen - beide haben bereits passende Kleider - aber für sie gab es keine. Also müssen wir nächstens noch in die Fußgängerzone des anderen Stadtteils. Zuhause angekommen, bequatschen HerrNebeL und ich, ob, wann, wo und wie wir nun ein neues altes Auto kaufen oder nicht. Zudem telefoniere ich mit dem Stiefvater, der im Krankenhaus ist, um neue Infos zur anstehenden Chemotherapie zu bekommen. Dann blogge ich schnell, bevor meine Frendin mich einsammelt, und wir in die Stadt zum allmonatlichen Stammtisch der nicht mehr aktiven Hockeydamen des einen Stadtteils fahren. Hier löste sich kürzlich die Damenmannschaft auf, in der ich rund 25 viele Jahre spielte. Um uns aber nicht aus den Augen zu verlieren, richteten wir den Stammtisch ein. Hier werde ich gleich auf manch eine in der Twittertimeline zum #freitagabendalk anstoßen - allerdings ohne dass die Menschen im reallife das merken werden. Schon auch irgendwie so ein klein wenig spacig - aber schön ;-). Ich hoffe, dass ich noch vor Ende des Tages im Bett sein werde - da ich ja morgen bis mittags arbeiten muss. In dem Sinne: einen schönen Freitag Abend!
2 Kommentare:
Hallo Nebelmädchen,
Du kannst wundervoll schreiben, ich liebe es.
Deine seit 10 Jahren treue Leserin
Tini
(vom damaligen Blog "Ich glaub, ich wird a Schmedderling")
Danke, Tini ;-)
Kommentar veröffentlichen