Frau
Brüllen fragt wie jeden 5. eines Monats seit einigen Jahren "Was
Machst Du Eigentlich Den Ganzen Tag?". Entstanden ist diese Idee
von ihr nach einer ganzen Woche Tagebuchbloggen. Ich war damals
bereits dabei und mache inzwischen wieder gerne mit.
Ich wachte auf und war zunächst ein
wenig verwirrt – es war bereits hell und ich liege im Urlaubsbett
des kleineren großen Kindes. Gestern abend gegen 22 oder 23 Uhr habe
ich mich zu ihr gelegt. Und bin dann offensichtlich fest
eingeschlafen, denn ich wachte gefühlt in derselben Position auf, in
der ich mich abgelegt hatte. Ich stand auf und bemerkte, dass es 5.45
Uhr war. Ich suchte kurz nach dem Lichtschalter in der Küche –
HerrNebeL hatte das Licht angelassen, denn hier auf der Insel ist es
ein paar Stunden stockfinster. Ein Licht in der Nacht im Haus hat
sich bewährt bei wandernden Menschen in der Nacht. Um sechs legte ich
mich noch eine Weile hin, schlief aber kaum mehr. Das kleine große
Mädchen kam ein halbes Stündchen später zu mir ins Bett, die
Sonne kitzelte an der Nase und mein Rücken begann, weh zu tun – das
Bett ist doch deutlich weicher als daheim. Gegen acht standen das
Mädchen und ich auf. Ich kochte Kaffee und setze mich auf die
Terrasse. Gegen halb zehn kam das andere Kind. Irgendwann
frühstückten wir das absolute Ferienfrühstück: dänischen Joghurt
mit Cornflakes. In diesen ersten Stunden versuchte ich, irgendwie den
Gedankenströmen Herr zu werden, die mich derzeit insgesamt von hinten überrennen. Da
ist so unglaublich vieles in mir, dem ich bisher versucht habe wenig
Raum zu geben, weil deren Durchdenken wenig ändern würde. Die hier
herrschende Ruhe und fehlende Struktur öffnet Räume. Ich
beschloss, mich erst mal treiben zu lassen, anstatt wieder in
Aktivität zu fliehen. Irgendwann muss Ruhe rein, irgendwie muss ich
sie wieder in mich lassen. HerrNebeL bemerkte schon mehrfach, dass er
angesichts meines steten Aktionismusses und der grade fehlenden
Fähigkeit, Ruhe zu „ertragen“, inzwischen Sorge hat, dass ich
einfach zusammenklappe. Urlaubschallenge angenommen: Anfreunden mit
Ruhe. Wenn nicht hier, wo dann?
HerrNebeL kam erst gegen den frühen
Mittag aus dem Bett. Die Nacht vom 3. auf den 4. sind wir beide -
ausser klitzekleinen Nickerchen auf dem Beifahrersitz –
durchgefahren in den Norden, weil wir uns nicht vorstellen konnten,
bei den Temperaturen 10-12 Stunden auf der Autobahn zu stehen.
Dementsprechend waren wir recht kaputt.
Es dauerte ein Weichen, bis wir einig
waren, wie der Tag ablaufen sollte. Letzlich einigten wir uns, zuerst
an unseren absoluten Lieblingsort auf der Insel zu radeln – die
Hafenmole an der Ostseite und den Schiffen beim Ein- und Auslaufen
zuzusehen. All das mit einer Fischfrikadelle vom hiesigen Fischmann.
Es liefen allerdings keine Boote aus und nur ein einziger Segler lief
ein – und der hatte dank arger Windstärke ziemliche Probleme und
wurde mächtig durchgeschüttelt. Trotz Sonne war der Wind ordentich
kalt und nach einem halben Stündchen mussten wir den Standort
wechseln: auf zum Spielplatz am Yachthafen. Der Unmut beim kleineren
Kind war sehr groß, als das altbekannte Trampolin von weitem bereits
nicht zu sehen war. Nach genauerem Hinschauen zeigte sich jedoch,
dass es zwei neue gab, die in den Boden eingelassen waren. Die Mädels
waren also beschäftigt, der Gatte streunte im Hafen und auf der Mole
herum und ich streunte herum auf der Suche nach Pokestops. Gegegn
halb sechs kauften wir schnell noch ein fürs Abendessen: Seelachs in
Basilikumsahne mit Cousous und Blumenkohl. Der Rückweg wurde, dank
wirklich aufgefrischtem Westwind seit der Hinfahrt ziemlich
anstrengend. Aber weder das kleinere Kind, das mit HerrnNebeL
vorgefahren war, noch das große schimpften, sondern kämpften sich
tapfer zurück. Leider scheint das große Kind dermaßen gewachsen zu
sein, dass der Fahrradrahmen etwas zu klein geworden zu sein
scheint. Ich hoffe, dass wir da erst mal noch etwas gewinnen können
mit einem längeren Lenkervorbau. Ich glaube warlich, das Essen auf ihrer Girechenland Reise enthiel Wachstumshormaone oder so... We´ll see.
Daheim angekommen, fiel mir auf, dass
ich meinen Kindle und meine Brille im Etui beim Købmand liegenlassen
hatte, weil ich sie oben auf die Einkäufe legen wollte. Stattdessen
lagen sie da noch an der Kasse herum... Also fuhr ich nochmals
zurück, dank Wind und fortgeschrittener Stunde, mit dem Auto. Als
ich alles eingesammelt hatte, wurden schnell noch zwei Arenen gelb
gekämpft und dann ging es ab ins Ferienhaus zurück. Dort bemerkten
wir dann, dass unser Asupuff scheinbar nicht nur ein Loch hat, wie wir
seit der Hälfte des Weges hier hoch vermuteten, sondern, dass das
Auspuffrohr vor dem Endtopf quasi abgerostet ist. Da wir aber eh den
Besuch bei der Werkstatt für Montag geplant hatten, war das erst mal
halb so schlimm.
Ich kochte das Abendessen – und
stellte fest, dass der Fisch doch wohl zu viel für uns vier sein
würde. So riefen wir spontan die Familienmitglieder an, die ein
Kilometerchen entfernt wohnen, ob jemand mitessen möchte. Die liebe
Schwägerin kam spontan vorbei geradelt und unterstütze uns
tatkräftig. Zudem war es bei einem Gläschen Wein dazu nett und entspannt. Nach dem Essen
radelten wir den Kilometer zum Strand, um den Sonnenuntergang zu
schauen – allerdings verschwand die Sonne deutlich früher hinter
einer Wolkenbank.
Zurück im Ferienhaus gabs einen Gin
Absacker bei zwei Runden Rummicub. Gegen 23 Uhr waren zumindest wir
Großen schon wieder völlig durch und erschöpft – zu wenig Schlaf
zuvor und zuviel frische Luft... Noch vor der Tageswende lagen dann
alle im Bett, dieses Mal aber jeder in seinem ;-)
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