Wie auch sie liess mich die Stille und das Schweigen gedanklich nicht recht los.
Sich sehnen nach Ruhe, Stille. Auch gemeinsamer, schweigender Stille. Aber genau da die Frage: geht das überhaupt? Kann ich das aushalten? Ist die schweigende Stille denn wirklich eine, die hält, birgt, positives ausstrahlt, so wie ich es im Augenblick meines Kommetares von innen heraus meinte: "und es ist einfach gut"?
Viele wechselnde konträre Gedanken dazu begleiteten mich heute.
Stille als solche kann schon positiv füllend oder eben zweifelnd erdrückend sein. Je nach dem, wo wer steht in der Stille. Wann jedoch ist sie erdrückend und zweifelnd? Liegt es nur am jeweiligen Standort, am Inneren dessen, der in der Stille ist? Kann ich nur leuchtende Stille erleben, wenn ich mit mir, meinem Innern im Reinen bin? Stille gibt - zumindest bei mir - oft auch den Raum, verborgen schlummernde, beiseite gedrängte Dinge ungewollt herauszukramen. Und schon ist die Stille bevölkert mit all dem, dem ich zuvor keinen Raum gegeben habe oder habe geben können.
Und so kann Stille durchaus auch beängstigend sein.
Aber will ich denn in der Ruhe und Stille wirklich nichts um mich haben? Ruhe und Stille geben dennoch Geräuschen Raum. Dem Bach, den Vögeln und Tieren, dem Windesrauschen. Vielleicht gelingt es dann, Gedanken und Gefühle auf die Reise zu schicken, vielleicht nach einer Weile des Raum-gebens. Und schon verliert das auch bedrohliche der Stille sein Gesicht. Manchmal.
Die Sehnsucht danach, Sehnsucht nach der Stille im Inneren bleibt; auch die Hoffnung, aushalten zu können, MICH aushalten zu können in der Stille und mich anzunehmen mit dem, was gerade ist.
Schweigende Stille. Ist Schweigen immer schlecht? Es hat zumindest einen faden Beigeschmack; Schweigen hier im Alltag kann sehr belasten. Andererseits ist da allzu oft auch alltägliches, wortreiches Schweigen. Genau dann, wenn ich rede und nichts von mir preisgebe, von dem was gerade ist, was mich bewegt, was mich traurig oder auch fröhlich macht, was mich schmerzt, was mein Herzchen berührt. Ein sicher sehr wohlbekanntes Schweigen.
Wie fühlt es sich wirklich, gemeinsam zu schweigen? Vielleicht gewollt, vielleicht einfach so. So verschieden. All zu oft werden da aus keimenden Zweifeln und Sorgen mit und über und wegem dem Gegenüber und einem Selbst ausgewachsene Pflanzen, die gesehntes stilles Schweigen fürchterlich überschatten können.
Wie, wann kann ich, kann man schweigende Stille zulassen ohne diese Zweifel und Ängste? Muss ich dem Gegenüber nahe sein oder mehr mir selber? Oder vielleicht beides nicht? Ist es die Situation, die es ausmacht? Oder Ahnungen dessen, was den anderen bewegt? Was gehört dazu, mich freizumachen vom Bewerten der Situation und sie einfach nur anzunehmen? Für mich und den Anderen? Nur anzunehmen und erfahren zu können?
Ich glaube, es gibt Orte und Menschen mit denen gelänge es besser als mit anderen. Fraglos.
Die bleibende Frage aber ist, kann ich das leisten und aushalten? Spüren, annehmen, mitnehmen ohne zu zweifeln?
Bin nur ich es, die sich in der Stille und auch einer schweigenden Stille selber im Wege steht? Erproben, üben, schauen. Schweigen.
2 Kommentare:
Schön, dass du den Faden aufnimmst...
Dort, wo ich das erfüllte Schweigen erlebe, verschwinden die Grenzen zwischen ich und du. Das ist Geschenk, welches eigentlich nur die Bereitschaft voraussetzt, es zu empfangen, alles andere ist Lauschen, Hingabe, Erwartungslosigkeit. Das braucht Mut und ja – Vertrauen. Vertrauen in das Geheimnis unseres Lebens, dass wir ganz in der Fülle stehen, wenn wir uns ihr öffnen.
Ich bin sehr dankbar, dass ich das erleben durfte, wenige Male nur, aber es war doch wie das Öffnen einer Tür in eine neue Kultur der Begegnung.
Ich glaube, mit kleinen Kindern und friedlich sterbenden Menschen kommt uns vom Gegenüber sehr viel Offenheit für dieses Geheimnis entgegen, weil sie naturgemäss darin leben.
Aber vielleicht ist das ja nur "meines"! :-)
üben wir weiter!
Ja, ich verstehe, auch in gerade dem Zauber, den kleine Kinder, vielleicht auch Geburt ausüben, wie sie Stille erfüllen können.
Und ebenso erlebte ich eine Art erfüllter Stille wie Du sie beschreibst in eben jenem Moment des Sterbens. Ich war danach gefüllt mit Vertrauen darin, dass alles gut ist, so wie es ist, das Leben, das Sterben, das Sein. Und erfüllt mit Dankbarkeit diesen Moment erlebt zu haben. Und beides stand komplett neben der Trauer darüber, diesen Menschen nun nicht mehr hier zu wissen.
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